Sonntag, 3. Februar 2013

Der Pol der Unzugänglichkeit

Was ist der Pol der Unzugänglichkeit?

Ist es der Ort, die Situation, die am schwerste zu erreichen ist?
Wenn sich die Menschheit wirklich nur Aufgaben stellt, die sie auch tatsächlich bewältigen kann, wird dieser Zustand dann nicht einmal in Gedanken angestrebt? Er müsste umrissen, fokussiert, definiert werden können. Doch ist dieser Pol dass unerreichbare, unklare, mystische? Ist er für uns alle gleich? Ein Reiseziel dass es über Meditation, Leibesübungen oder unsündiges Leben zu erreichen gilt? Eine Art Himmel, Paradies, Kuhreinkarnation? Das Nirvana als Traum der Individuen und Trauma der Menschheit? Eine Spekulation für alle Hobbyphilosophen, Halsabschneider, religiösen Spinner und Slam-Poeten?

Ist der Pol der Unzugänglichkeit vielleicht eher ein Sammelbegriff für Verhaltensweisen die die einen Menschen beschreiben, der niemand emotional an sich heranlässt? Geschweige denn physisch? Eine Art Autismus als Schutzpanzerung für Menschen mit ambivalenten Selbstwertgefühl, fehlender Empathie kompensiert mit der natürlichen Arroganz eines Gewinners? Ein Footballstar vielleicht oder eine Cheerleaderin, wenn sie ZeugInnen eines schweren Unfalls werden und die Schulsozialarbeiterin zwingt sie einen Psychiater auf zu suchen, und dieser Psychiater dringt nicht zu ihnen hindurch, ist von ihren Persönlichkeiten angeekelt und muss jetzt einen Abschlussbewertungsbericht schreiben, benutzt er zusammenfassend die Phrase "Pol der Unzugänglichkeit?

Versuchen wir uns dem Begriff rational anzunähern:
Der Pol beschreibt einen Antagonisten, als das Gegenstück zum Agonisten. Der Nordpol ist das Pendant und Gegenteil, der Widerspruch zum Südpol zum Südpol. Ohne ihn kann er sich nicht definieren. Trenne den Südpol von einem Stabmagneten ab und das Südlichste Stück vom alten Nordpol bildet den neuen Südpol.
Glaube ich zu mindest, ich war in Physik nie eine Leuchte. Wie dem auch sei ein Pol ist nicht ohne sein Gegenstück, -teil, -sacher definierbar. Der Antagonist zur Unzugänglichkeit ist aber die Zugänglichkeit. was für einen Zugänglich ist ist aber in höchstem Maßen subjektiv. Für den einen ist das goldene Schwimmabzeichen eine reine Frage der Formalia, für die andere ist es nicht vorstellbar, was ein Ozean, geschweige denn ein Schwimmbad ist. Die eine sehnt sich nach einer festen Beziehung mit nur einem Menschen und die andere möchte selbiger so schnell es geht entfliehen.

Das zugänglichste ist immer das was ich bereits habe. Wenn dem so ist, ist dann das was ich nicht habe der Pol der Unzugänglichkeit? Alles davon? Oder nur das was ich gerne hätte. Ich habe z.B. trockene Haut, ist dann fettige Haut der Pol der Unzugänglichkeit, oder gesunde? Oder wäre es Lebra, deren Erreger mir auch nicht zugänglich sind. Ist der Pol der Unzugänglichkeit ein Modell eines pseudohilfreichen Psychologen, der sich einen Namen machen will auf seinem Gebiet der Empfindungspsychologie, wahrscheinlich mit der Hoffnung auf einen Doktorandenplatz, eine Veröffentlichung in einem Spezialmagazin oder einem Lehrstuhl an einer Universität? Und wenn nein, beschreibt dieses Modell mehr als nur das Phänomen, dass das Gras immer grüner auf der anderen Seite des Zaunes wächst?

Die Antwort ist ziemlich simpel:
Als Pol der Unzugänglichkeit (auch Unzugänglichkeitspol oder Pol der Unerreichbarkeit) bezeichnet man verschiedene Positionen auf der Erde an Land oder auf dem Wasser, die eine möglichst große Entfernung zur nächsten Küste haben.

Hättet ihr direkt Wikipedia und nicht mich gefragt.

Mittwoch, 30. Januar 2013

Warum ich kein Femminist sein kann

Mein Beitrag zur Brüderledebatte

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Warum ich kein Feminist sein kann


Erstens was wär ich für ein Mann?
Ich stell mich doch nicht hinten an
Zweitens meine Mutter wollt das schon
doch sieh, ich bin mehr als nur ihr Sohn

Denn drittens war mein Vater keiner
und wenn doch dann eben ein ganz kleiner
Denn will ich Gleichheit? Ja natürlich
doch reden die mir zu ausführlich
was viertens ich verändern muss
nun ist mir "Gendern" ein Verdruss

So brauch ich für mein täglich' Kampf
Und dafür meiner Frau recht Dank
Kaffee ans Bett und redlich Mampf
Ich krieg das nicht alleine hin
drum fehlt hier auch der Fünfte Sinn

Sechstens meine Stelle wackelt schon
und eine Frau, oh welch ein Hohn
betritt den Markt als Konkurrenz
da wird mir bange um den Lohn
ich seh siebtens schon die Kollegen mich fragen
ob ich sie noch stütze oder nur untergrabe

Und klar schwächt auch uns diese uralte Spaltung
und ändern soll das, so habt ihr's gedacht
doch ausgerechnet meine ureigne Haltung
Na denne wünsch ich euch allen gut Nacht

Was kann ich Achtens denn auch bewegen
das ist der Kampf der Frauen eben
Neuntens, ich geb's zu, ich bin stinkend faul
und keiner war besser nicht Ché und nicht Raul

Ihr seht ich meins gut
das könnt ihr mir glauben
ich versteh eure Wut
doch ihr müsst erlauben
dass wir Männer auch unsere Vorteile sehn
und da haben wir gleich noch Grund Nr. Zehn

Dienstag, 29. Januar 2013



Ich bin dein Fan!

Wie klingt der Rap im Pott?
Wer 2013 solche Fragen stellt der weiß nicht wie Rap klingt. Die Zeiten in denen Gegenden oder Städte ganze Klangschulen ausgemacht haben, sind längst vorbei und der Pott wird von niemanden regiert. Man versuche zB einen Favorite mit PA Sports zu vergleichen. Es gibt keine Schulen mehr, höchstens in Imagezusammenhängen: Wir haben die atzigen Spaßmacher, die gefährlichen Großkriminellen, die newschooligen Sessiongänger, die marginalisierten Gewaltverbrecher und noch dies und das.
Meltingpottattitüde mit chilligen Beats aus NY einfachen Reimen und viel Grafitti?
"Bitch die 90er sind vorbei!" Oder auch nicht. Es gibt da einen kleinen Rapper der Widerstand leistet gegen den Gewaltzwang der Nullziger und den Varifizierungszwang der Zehnerjahre. Representen bis der Kumpel mit dem Pilsken ums Eck schaut, selber Props geben, den Stress den Hools überlassen. Die Maloche thematisieren nicht das Dealen. Sich selber nicht überstilisieren sondern das große gemeinsame finden (und sei es das schwarz-gelbe Missgeschick oder die Abgrenzung zu den Westhernern). AlfonsMC bietet sein Interludium als Zwischenspiel frei zugänglich auf soundcloud und mediafire an. Und wir sollten es hören, denn es sind die Tracks, die es zwar nicht auf Album (VÖ: irgendwann!) geschafft haben noch auf alten Festplatten versauern sollten. Also bunte Mische mit gelungenem Liebeslied, Drogenreflektion und Stadthymne mit mäßiger Hook aber der Beat aus der Kategorie Schlager for Rap überzeugt doch zum Kopfnicken.
Besonderer Anspieltipp: Das Geburtstagslied für unsere geliebte Republik aus dem Jahr 2009. Für alle die richtig Spaß an ihrer Heimat haben und finden es sei endlich mal an der Zeit nach vorne zu schauen und damit meinen die Augen zu machen zu dürfen.

Montag, 28. Januar 2013

Über das Mädchen vom Land mit der Hand in ihrem Schlüpfer

Der Film "Mach mich an, verdammt"


"Die 15-jährige Alma hat nur eines im Kopf: Sex. Überbordende Hormone in einem Kaff, irgendwo in Norwegen. Um das geht es in der norwegischen Komödie «Turn me on, goddammit». "1
Das sehe ich anders. Sicherlich spielt die Sexualität der Protagonistin eine herausragende Rolle in der coming of age story mit doch eher wenigen komischen Elementen. Doch den wahren Fame verdient sich die Regisseurin Jannicke Systad Jacobsen durch das Aufzeigen, wie der Rest der Gesellschaft mit Alma und ihren Bedürfnissen umgeht.



Der Film suggestiert eine Normalität der sexuellen Wünsche der Protagonistin und stellt diese nicht in Zweifel. Das Zweifeln übernehmen ihre Mutter, ihre Freundinnen und Klassenkameradinnen sowie Artur, der Junge in den Alma verliebt ist, bzw. mit dem sie sich erotische Kontakte wünscht. Zu erst kommt er ihr auch entgegen: Auf einer Party stupst er sein erigiertes Glied an ihr Becken, die beiden wissen nicht genau wie mit der Situation umzugehen ist. Es ist nicht diese ungewöhnliche Handlung welche der Film skandalisiert, sondern Alma gefällt die Handlung sogar. Als sie ihren Freundinnen davon erzählt strahlt sie, doch eine Freundin ist eifersüchtig und behauptet, dass sie Lüge. Als sie es in der Jugend der Dorfgemeinde weitererzählt leugnet Artur die Aktion. Dadurch wird Alma zur Lügnerin und zum Freak die sich mit so Sexdingen in den Vordergrund spielen will. Ihre Umgebung bietet ihr also kein Klima offen und ehrlich über Sex zu reden, sondern brandmarkt sie als Außenseiterin.
Ähnliche Ausgrenzungs- und Abschottungsmechanismen fahren die Mutter welche sich weigert das Wort "Sexhotline" in den Mund zu nehmen, oder ihr Arbeitgeber der nicht darauf klar kommt, dass sich Alma für Pornos interessiert.
Ein bisschen schwach ist leider die Auflösung der Thematik; ein Besuch in der Weltstadt Oslo lässt darauf hoffen, dass beim Studium alles besser wird und das unmittelbare Happyend in ihrer Schule wirkt auch ein eher wie am Reißbrett konzipiert als wie aus dem wahren Leben gegriffen. Besonders schön dagegen ist die Beschaffenheit der Nebenstory welche heranwachsenden Mut, Unabhängigkeit und politisches Engagement thematisiert und nebenbei, ohne die Hauptthematik zu relativieren, betont, dass auch Jungs (oder junge Männer) mit Erwartungen zu kämpfen haben, denen sie nicht immer gerecht werden können.

Ein sehr schöner, kurzweiliger Film, der wohl eher geneigt ist überhaupt ein pro sexuelles Feministisches Bewusstsein zu wecken als auf bereits vorhandene universitäre Diskurse anzuknüpfen. Der Film ist jedoch zur Zeit nur auf norwegisch mit englischen Untertiteln zu sehen und wird deshalb vielen deutschen Kids aus der entsprechenden Altersgruppe (ab 12) wohl doch eher schwer zugänglich sein.


1http://www.virus.ch/Blogs/Jerome/Film-der-Woche-Turn-me-on-goddammit